Objekte | Deutsch lernen A2/B1/B2
Wer? Wen? Wem? Wessen? Was?!
Du verstehst nur Bahnhof? Nach dieser Lektion hoffentlich nicht mehr!
Heute schauen wir uns wieder ein ganz besonders wichtiges Grammatikthema an: Objekte.
Die sind neben dem Prädikat und dem Subjekt die 3. von 5 Funktionen im Satz. Du kennst definitiv das Akkusativobjekt, denn das kommt am häufigsten vor.
1. Akkusativobjekte
Kai hat heute einen freien Tag.
Wen/Was hat Kai heute?
➡ einen freien Tag
Seine Freundin plant einen Ausflug.
Wen/Was plant seine Freundin?
➡ einen Ausflug
2. Dativobjekte
Der Chef hilft seinem Mitarbeiter.
Wem hilft der Chef?
➡ seinem Mitarbeiter
Er gratuliert ihm zum Erfolg.
Wem gratuliert er zum Erfolg?
➡ ihm
3. Genitivobjekte
Genitivobjekte sind extrem selten, die brauchst du wirklich fast nie, aber hier habe ich natürlich trotzdem ein Beispiel:
Das Opfer bezichtigt die Person des Raubs.
Wessen bezichtigt das Opfer die Person?
➡ des Raubs
Der Genitiv, den du sicher kennst, ist ein Attribut, also z. B. das Buch des Lehrers, das Auto meiner Mutter etc.
4. Präpositionalobjekte
Präpositionalobjekte gibt es überall, hier ein paar Beispiele:
Kai freut sich auf den Urlaub.
Worauf freut er sich?
➡ auf den Urlaub
Seine Freundin erzählt von der Planung.
Wovon erzählt sie?
➡ von der Planung
Sie sprechen über ihren Urlaub.
Worüber sprechen sie?
➡ über ihren Urlaub
Achtung: Das sind keine Adverbiale, denn die Fragen sind anders:
Kai ist im Urlaub.
Wo ist Kai?
➡ im Urlaub
Den Unterschied erkläre ich dir später in der Lektion noch genauer. 😉
🔹 Wann braucht man Objekte?
Ob ein Satz ein Objekt braucht oder nicht, das hängt vom Verb ab. Schau mal:
Thomas schläft. Ist das ein Satz? Ja! ✔
Felix arbeitet. Ist das ein Satz? Ja! ✔
Der Computer funktioniert. Ist das ein Satz? Ja! ✔
Und was ist mit diesen Sätzen?
Thomas hat.
Felix braucht.
Der Computer macht.
🧐 In diesen Sätzen ist irgendwas komisch, oder? Natürlich! Denn hier fehlt doch Information!
Du willst wissen, was Thomas hat, was Felix braucht und was der Computer macht.
Und hier kommen Objekte ins Spiel:
Thomas hat ein gemütliches Sofa. 🛋️
Felix braucht einen neuen Bildschirm. 🖥️
Der Computer macht komische Geräusche. 🔊
Jetzt sind die Sätze komplett!
Was bedeutet das?
Ein Verb braucht ein Objekt oder auch nicht und das weißt du normalerweise, wenn du das Verb anschaust, denn in deiner Muttersprache funktioniert das wahrscheinlich ähnlich.
Die letzten drei Beispiele waren Verben mit Akkusativobjekt, das ist das häufigste Objekt.
Nach dem Akkusativobjekt fragst du immer und NUR „Wen/Was?”. „Wen“ brauchst du für Menschen, „Was“ für Dinge.
💡 Suche immer zuerst das Prädikat im Satz, also das Verb, dann das Subjekt mit der Frage „Wer/Was?“ und erst dann suchst du nach Objekten.
Warum? ➡ Die Frage „Was?” kann für Subjekte und Objekte sein und weil die deutsche Sprache einen flexiblen Satzbau hat, kann man das leicht verwechseln.
Es gibt im Prinzip in jedem Satz ein Subjekt, aber nicht in jedem Satz ein Objekt.
Die Reihenfolge deiner Satzanalyse muss also immer die folgende sein:
1. Prädikat
2. Subjekt
3. Objekt
Schauen wir uns als Nächstes das Dativobjekt an:
Sind das komplette Sätze?
Steffi gratuliert.
Alexander dankt.
Ohne Kontext fragst du dich wahrscheinlich: Wem gratuliert Steffi? Wem dankt Alexander?
Steffi gratuliert ihrer Freundin und Alexander dankt seiner Mama. 🙋
Sind das logische Sätze?
Steffi gratuliert ihrem Kaffee. ☕
Alexander dankt seinem Fenster. 🪟
Grammatikalisch sind diese Sätze richtig, aber ergeben sie Sinn? 😅
Natürlich nicht! Aber warum?
Ganz einfach: Der Kaffee und das Fenster sind keine Menschen.
Wichtig:
Die Frage für das Dativobjekt ist immer und NUR „Wem?”, nicht „Wem/Was?“
➡ Dativobjekte sind hauptsächlich Menschen oder Tiere. Es gibt natürlich ein paar Ausnahmen, z. B. Rauchen schadet der Gesundheit, aber das sind nur sehr wenige. Es gibt im Deutschen etwa 40 Dativverben, das sind sehr wenige im Vergleich zu den Verben mit Akkusativobjekt.
Du findest die Liste in meinem gratis Lernpaket. 😉
5. Verben mit 2 Objekten
Ich schenke dir ein Lernpaket.
Wir analysieren diesen Satz mal:
Prädikat: schenke
Wer/Was schenkt? ich (Subjekt)
Wen/Was schenke ich? ein Lernpaket (Akkusativobjekt)
Und wem schenke ich ein Lernpaket? dir! (Dativobjekt)
Bei Verben mit zwei Objekten steht der Mensch im Dativ und die Sache im Akkusativ, das kann man sich leicht merken.
Wenn ein Verb ein Objekt hat und das Objekt ein Mensch oder eine Sache sein kann, ist es wahrscheinlich ein Akkusativobjekt. Wenn es aber nur ein Mensch oder Tier sein kann, ist es wahrscheinlich ein Dativobjekt. 🤓
6. Genitivobjekte
Wir fragen mit „Wessen?“ nach einem Genitivobjekt, z. B.:
Wessen gedenkt Paul?
Paul gedenkt seines verstorbenen Großvaters.
Es gibt nur sehr wenige Verben mit Genitivobjekt. Das sind beispielsweise die Verben gedenken, bezichtigen oder bedürfen. Das sind Verben auf C-Niveau und sie werden nur selten benutzt, daher sind sie für dich nicht so wichtig wie die Akkusativ- und Dativobjekte oder die Präpositionalobjekte.
Mit der Frage „Wessen?” kannst du auch nach dem Genitivattribut fragen:
Wessen Jacke ist das?
Das ist die Jacke meiner Schwester. 🧥
Wessen Auto steht vor meiner Garage?
Das Auto meines Freundes. 🚙
❗ Nach dem Nomen steht zwar der Genitiv, aber das sind Kombinationen von Nomen und haben absolut nichts mit Genitivobjekten zu tun.
7. Präpositionalobjekte
Zum Abschluss kommen wir zu einem Objekt, das du in sehr vielen Sätzen findest, aber wahrscheinlich nie als Objekt identifiziert hast. Auch in Deutschkursen oder Lehrbüchern wird das nicht so klar als Objekt definiert.
Aber du bist ja hier in der Lingster Academy und ich bin Linguistin, daher lernst du dieses Thema nun im Detail! Schau dir mal dieses Beispiel an:
Michael wartet auf den Bus. 🚍
Hier fragen wir: Worauf wartet Michael? In der Umgangssprache fragt man auch: Auf was wartet Michael? (Das klingt aber nicht sehr schön, frag lieber mit “Worauf”!)
Viele denken deshalb, dass das ein Akkusativobjekt ist, aber das ist es nicht. Man fragt nach dem Akkusativobjekt immer nur „Wen/Was?“, ganz ohne Präposition. Aber hier fragen wir „Worauf?“ Und weil „auf“ eine Präposition ist, ist „auf den Bus“ ein Präpositionalobjekt.
Nächstes Beispiel:
Michael wartet auf seine Freundin.
💡 Weil seine Freundin ein Mensch ist, fragen wir nicht „Worauf?“, sondern:
„Auf wen wartet Michael?“
➡ auf seine Freundin
Wenn du nicht weißt, worauf oder auf wen Michael wartet, fragst du erst mal „Worauf wartest du?” Wenn du aber weißt, dass Michael auf einen Menschen wartet, fragst du „Auf wen wartest du?”
Hier sind noch mehr Beispiele für dich:
Die Mitarbeiter diskutieren über das neue Projekt.
Worüber diskutieren die Mitarbeiter?
➡ über das neue Projekt
Petra freut sich auf ihren neuen Job.
Worauf freut sie sich?
➡ auf ihren neuen Job
Für die tollen Blumen bedanke ich mich!
Wofür bedankst du dich?
➡ für die tollen Blumen
Michael ärgert sich über das schlechte Wetter.
Worüber ärgert er sich?
➡ über das schlechte Wetter
Michael ärgert sich über seinen kleinen Bruder.
⚠ Der kleine Bruder ist ein Mensch, deshalb:
Über wen ärgert sich Michael?
➡ über seinen kleinen Bruder
💪 Präpositionalobjekte gibt es immer dann, wenn ein Verb eine Präposition braucht, z. B. an etwas/jemanden denken, für etwas/jemanden kämpfen, von etwas/jemandem abhängen, sich bei jemandem über etwas beschweren, nach etwas fragen usw.
WO oder WORAUF wartest du?
Die beiden Fragen „Worauf wartest du“ und „Wo wartest du?“ sind grammatikalisch zwei komplett unterschiedliche Themen, schau mal auf die Antwortmöglichkeiten:
Worauf wartest du?
➡ Ich warte auf den Bus, auf das Essen, auf meinen Sohn, auf besseres Wetter und auf ein höheres Gehalt.
Wo wartest du?
➡ Ich warte im Bus, auf dem Sofa, neben dem Gebäude, unter dem Tisch und zwischen den zwei Autos.
💡 Siehst du den Unterschied?
Ein Präpositionalobjekt ist ein Objekt mit einer bestimmten Präposition. Aber ein Adverbial kann viele Präpositionen haben, denn es kann wie in unserem Beispiel um verschiedene Orte oder Positionen gehen.
🔹 Präpositionalobjekte antworten auf Fragen wie “Worauf? Womit? Wofür? Wobei? etc.”
🔹 Adverbiale antworten auf Fragen wie “Wo? Wann? Warum? Wie? Wohin?”
Beide haben gemeinsam, dass sie mit einer Präposition vorkommen und jede Präposition einen bestimmten Kasus braucht, z. B. den Akkusativ, den Dativ oder auch den Genitiv.
Und das war´s auch schon für heute! Ich hoffe, du freust dich schon auf die nächste Lektion! 🙌
Viele liebe Grüße
Deine Deutschlehrerin Julia